Entwicklung der Kammerherrenschlüssel im Königreich Württemberg
In Württemberg wurden vermutlich bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts – analog zum benachbarten Baden-Durlach – die ersten Kammerherrenschlüssel verliehen. Unter Herzog Eberhard Ludwig (Regierungszeit 1693–1733) sind neben Kammerjunkern auch Kammerherren nachweisbar. Seine Nachfolger setzten diese Praxis fort und bestellten jeweils Oberkammerherren, denen zahlreiche Kammerherren unterstellt waren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bereits die Kammerherren Eberhard Ludwigs den goldenen Schlüssel trugen; ein konkretes Beweisobjekt hat sich jedoch nicht erhalten.
Der älteste bislang bekannte Kammerherrenschlüssel wird heute im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart aufbewahrt. Der bronzene, im Gelbguss gefertigte Schlüssel zeigt im Kopf unter einem Fürstenhut ein doppeltes, ineinander verschlungenes C sowie im Bart ein W für Württemberg. Da genaue Inventarangaben fehlen, lässt sich seine Datierung nicht eindeutig bestimmen. Er könnte entweder Herzog Alexander (Regierungszeit 1733–1737) zugeordnet werden oder – was deutlich wahrscheinlicher erscheint – Herzog Karl Eugen (1737–1793), dem Gründer der Karlsschule. Aus seiner Regierungszeit sind über hundert Kammerherren bekannt.
Auf Karl Eugen folgten seine beiden Brüder, die zusammen nur vier Jahre regierten. Ob in dieser kurzen Phase Kammerherrenschlüssel verliehen wurden, ist fraglich. Sicher ist jedoch, dass unter den ersten württembergischen Königen entsprechende Schlüssel vergeben und getragen wurden; auch hier konnten bislang keine originalen Objekte identifiziert werden.
Die unter König Karl (Regierungszeit 1864–1891) verliehenen Schlüssel bestanden aus feuervergoldeter Bronze. Im Kopf trugen sie das Monogramm K unter einer offenen Krone, eingefasst von einem Lorbeerkranz; im Bart befand sich erneut das W für Württemberg. Die von Wilhelm II. (Regierungszeit 1891–1918) verliehenen Schlüssel wurden sowohl aus feuervergoldeter Bronze als auch aus vergoldetem Silber gefertigt. In der Reide zeigte sich das königliche Monogramm W unter einer offenen Krone, ebenfalls von einem Lorbeerkranz umgeben. Im Bart war wiederum das W für Württemberg ausgeführt. (Siehe unten.)
Unter den letzten beiden württembergischen Königen – möglicherweise jedoch schon früher – wurden Kammerherrenschlüssel mit einer aufwendig gearbeiteten Quaste getragen. Vergleichbare Quasten- oder Portepeeformen waren auch in anderen deutschen Staaten verbreitet, etwa in Bayern, Baden, Nassau oder im Kaisertum Österreich. In Preußen, Hannover und weiteren Territorien hingegen wurden die Schlüssel an farbigen Schleifendekorationen befestigt.
Details des Kammerherrenschlüssels im Königreich Württemberg
Königreich Württemberg um 1900
Es lässt sich vermuten, dass in Württemberg bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts die ersten Kammerherrenschlüssel verliehen wurden.
Auswertungen ergaben, dass ein signifikanter Anteil der Kammerherren des 18. Jahrhunderts Angehörige der Offiziersklasse waren, wobei sich unter diesen sogar Persönlichkeiten hoher Chargen befanden. Im Jahre 1767 wurde Gustav Friedrich von Biedenfeld mit den Titeln Nationalkammerherr und Generalmajor ausgezeichnet. Der Titel „Nationalkammerherr“ wurde in Württemberg auch anderen Kammerherren höherer Herkunft verliehen. In den anderen deutschen Staaten wurde diese Bezeichnung nicht verwendet.
Im Jahre 1815 zählte der Stand der Kammerherren 195 Mitglieder. In den darauffolgenden Jahren wurde der Hofstaat verkleinert. Im Jahr 1847, unter der Regentschaft von König Wilhelm I. (1791-1864, Regent seit 1816), belief sich die Anzahl der Kammerherren auf 83. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Hofstaat noch weiter verkleinert. Im Jahr 1866, unter der Regentschaft von König Karl (1823–1891), wurden dann lediglich noch 72 Kammerherren geführt. Im Jahre 1914 belief sich unter der Regentschaft von Wilhelm II. (1848–1921) die Anzahl der Kammerherren auf 78.
Im Jahr 1914 galt nach wie vor die Rangordnung von 1821, welche insgesamt zehn Rangfolgen vorsah. Der Oberstkammerherr wurde in der ersten Rangstufe genannt, während die Kammerherren in der vierten Rangstufe aufgeführt wurden.
Details (Württemberg um 1900)
Bei dem vorliegenden Kammerherrenschlüssel handelt es sich um einen Schlüssel, der in der Regierungszeit von Wilhelm II. (1891-1918, gest. 1921) in Gebrauch war.
Auch dieser Schlüssel auf einem Portepee aus Goldbouillons und Goldlahnstickerei getragen, dass in dieser Form bereits unter König Karl Verwendung fand.
Rückseitig war dieses Portopee gelb hinterlegt.
Portepeerückseite Württemberg